Tauchen wir ein – in die Realität.

 

Eines Nachts stolperte ein Betrunkener über eine Brücke und stieß mit einem Freund zusammen. Die beiden lehnten sich über das Geländer und schwatzten eine Weile. „Was ist das da unten?“, fragte plötzlich der Betrunkene. „Das ist der Mond“, sagte der Freund. Der Betrunkene blickt noch einmal hin, schüttelte ungläubig den Kopf und sagte: „Okay, okay! Aber wie zum Teufel bin ich hier heraufgekommen?“

 

Als ich diese kurze Geschichte gelesen hatte, regten sich in mir die Fragen, „sitzen wir auch auf dieser Brücke und betrachten das Spiegelbild des Mondes von oben? Und wann wissen wir, ob wir ihn von unten ansehen?"

Was hilft mir in meinem Leben, mir über meinen Blickwinkel bewusst zu sein?

Dazu braucht es etwas Hilfe...

 

Die Parabel von den Blinden und dem Elefanten

Es waren einmal fünf weise Gelehrte und sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten.

 

Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel des Elefanten betastet. Er sprach: "Ein Elefant ist wie ein langer Arm." Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: "Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer." Der dritte Gelehrte sprach: "Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule." Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: "Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende", denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: " Also ich sage, ein Elefant ist wie ein riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf." Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.

 

Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: "Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist. Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist." Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufriedengegeben hatten.

 

Realität oder Spiegelung?

Mit der Realität verhält es sich ähnlich. Das, was sich in unserem Blickfeld befindet, ist für uns real. Es ist was es ist. Aber alles, was wir nicht sehen können, existiert trotzdem. Die Sterne stehen am Himmel, bei Tag und bei Nacht. Wir können sie tagsüber nicht sehen, und trotzdem sind sie da.

Im Grunde sind wir alle der absoluten Wahrheit gegenüber blind. Aber mit dieser Weisheit und mit Vertrauen im Herzen, darf es so sein. Denn wir kreieren alle unsere eigene Realität. Alles was wir sehen, hören, fühlen und denken ist Teil unserer persönlichen Wahrnehmung. Sie ist subjektiv und entsteht aus dem Zusammenspiel unserer individuellen Erfahrungen, Erlebnissen und Gefühlen … in diesem Moment. Erst wenn wir das für uns erkannt haben, stellt sich ein Gefühl der Freiheit ein, denn ich kann jederzeit meinen Blickwinkel ändern. Und somit die Dinge anders betrachten, sie anders werten und auch meine Einstellung zu mir und meinem Leben verändern.

 

Realität und Coaching

Im Coaching stehe ich hinter meinen Klienten in ihrem „Realitätsraum“ und blicke in dieselbe Richtung und tauche ein in ihre Wahrheit. Und dann fangen wir im Coaching-Prozess an den Blick umzulenken, dort hinzusehen, was bisher nicht sichtbar war. Durch das Betrachten entwickelt sich eine erweiterte Realität, sie verändert sich, bricht auf und formt sich neu.

Die Person auf der Brücke hebt den Blick, erkennt wo sie steht, wie sie dorthin kam und versteht.

 

 

Taucht ihr mit ein?


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